Mensch gegen Maschine: Rad gegen Moped beim Ötztaler Mopedmarathon

Knatternde Motorengeräusche hallen durchs Tal, die Luft ist erfüllt von Benzingeruch. 2013 düsten sechs Zweiradfahrer mit ihren 50cm3 Motoren durchs Ötztal, begleitet von Interessierten übers Internet. Für ihre Idee bejubelt und bewundert entschieden sich die sechs Fahrer, heute Vereinsvorstand, daraus ein jährliches Event für Mopedfreunde zu machen. Um der ganzen Geschichte noch ein bisschen Würze zu verleihen, holten sie einen Fahrradfahrer mit an Bord, der sich seither mit den röhrenden Mopeds misst. Mensch gegen Maschine – wer macht wohl das Rennen?

Motorisierte Zweiräder gegen die Energie zweier Wadeln

Mit zehn Minuten Vorsprung radelt Patric Grüner, Langstreckenradfahrer aus dem Ötztal, vor den Mopeds los. Er fährt dieselbe Strecke, erobert dieselben Berge, rast dieselben Gefälle hinab – der einzige Unterschied: Patric tut dies aus eigener Energie, die Mopeds mit dröhnendem Motor. Doch: Anstatt als erster loszudüsen, startete Patric 2016 mit der letzten Startgruppe, hatte er sich doch im Vorhinein beschwert, dass er noch nie die ganze Mopedtruppe durch die Landschaft hat fahren sehen. Der Profiradler legt die Strecke dabei mit rund 29 km/h zurück – wohingegen ein Moped lediglich rund 26 km/h schafft. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Patric eine für die Mopeds unschaffbare Zeit vorlegt. Aus dieser und der Zeit des Zielletzten wird ein Mittelwert ausgerechnet. Und wer diesem am nächsten kommt, gewinnt den Mopedmarathon.

Anmerkung: Patric versucht, sich 2017 seinen Lebenstraum zu erfüllen und am "Race Across America" teilzunehmen.  Wenn das klappt, endet sein Rennen genau am ÖMM-Wochenende. Das heißt, er kann dann nicht live am Event teilnehmen. Der Ersatzplan: Patric wird aus Pappkarton nachgebasteln und auf ein Motorrad gesetzt: Dieser "Virtual Patric" wird auf diese Weise eine Zeit wie aus den vergangenen Jahren vorlegen. So wird der Radprofi dann doch Teil des ÖMM 2017 sein.

Trotz Wettkampf zählt Teamgeist

Obwohl diese Veranstaltung ein Wettkampf ist, bei der jeder für sich kämpft, ist der Teamgedanke stets spürbar. Vergaser putzen, Zündkerzen auswechseln, Reifen wechseln, tanken, abgefahrene Radlager tauschen, Mopeds anschieben… Trotz Wettkampf halten Mopedfahrer in allen Situationen zusammen. Und genau das ist das Schöne am Mopedmarathon: Im Fokus steht die Freude am Mopedfahren und nicht die Jagd nach dem Sieg.

Patric Grüner ist der heimliche Star

Die Mopedfahrer sind jedes Jahr wieder von der Leistung des Extremradsportlers begeistert. Mittlerweile ist Patric bereits zum heimlichen Star der Veranstaltung avanciert – die alten Hasen des Marathons freuen sich ganz besonders auf Patric. Denn seine Leistung ist nicht zu verachten: Die Meute an Mopeds ist ganz schön laut und nicht gerade wohlriechend. Daher ist für ihn der Kampf gegen die Maschine eine besondere Herausforderung, die er allerdings gerne meistert. Denn die Freude, die diesem Event in jeder Sekunde und in jedem Bereich beiwohnt, ist einfach unbezahlbar. 2017 wird er zwar wahrscheinlich pausieren, doch dank des virtuellen Ersatzes kann Patric dann doch dabei sein.

Echte Freaks am Werk

Die Teilnehmer des Mopedmarathons haben es in sich. Lange vor der Veranstaltung bereiten sich die Fahrer bereits vor: Sie testen die Mopeds, holen das Beste aus ihnen heraus, schmücken den Feuerstuhl, kreieren ein dazu passendes Outfit, decken sich mit Ersatzteilen ein… Der Mopedmarathon ist nicht nur eine Veranstaltung, die man kurz besucht und dann wieder heimfährt. Nein: Es ist vielmehr ein Event, dem man sich voll und ganz verschreibt, in das man sein Herzblut und seine volle Leidenschaft steckt. Und das zurecht: Kommen Sie selbst beim nächsten Mal in den Genuss der röhrenden Motoren und der freudigen Gesichter der Lenker.

Fakten zum Mopedmarathon

  • Jahr: 2013 – 6 Mopedfahrer
  • Jahr: 2014 – 130 Mopedfahrer, 1 Radfahrer
  • Jahr: 2015 – 500 Mopedfahrer, 1 Radfahrer
  • Jahr: 2016 – 1.111 Mopedfahrer, 1 Radfahrer
  • 2 Länder
  • Start: Sölden – Ziel: Sölden
  • 4 Alpenpässe
  • 550 Höhenmeter
  • 238 Kilometer

  • 4 Klimazonen
  • teilnahmeberechtigt: 50ccm, 2 Räder, 1 Spur
  • beste Zeit von Radfahrer Patric Grüner: 7 Stunden 35 Minuten
  • Präsident: Manuel Ribis, Vizepräsident: Jakob Gamper
  • Rahmenprogramm mit Musik, Essen und Trinken
  •  Start der Anmeldung für den ÖMM XVII: 11.11.2016 um 11.11 Uhr